“Ich finde es besser, wenn sich Leute im Grab umdrehen, als ewig zu ruhen.”
Der plötzliche Tod von Fashion-Ikone Karl Lagerfeld hat Wellen der Bestürzung ausgelöst und der internationalen Presse noch einmal die Möglichkeit gegeben sein buntes Leben und viele seiner prägnantesten Zitate zu präsentieren. Doch nicht jeder zeigte sich bestürzt über das Ableben des langjährigen Kreativchefs von Chanel. So äußerte sich die Gründerin der Tierschutzorganisation PETA zu Lagerfelds Tod in abschätziger Weise, dass mit ihm auch die Ära von Pelzen und Leder in der Modeindustrie gestorben sei.
Während PETAs Statement zu vielen negativen Reaktionen führte und sich selbst Veganer gegen PETA in dieser Sache äußerten, zeigt es dass die Debatte um die Nutzung tierischer Produkte in der Mode weiterhin stark polarisiert ist. Gruppen wie PETA stellen all diejenigen, die Stoffe, wie Leder und Pelze, befürworten als grässliche Tierquäler dar. Doch besonders das Beispiel Karl Lagerfeld zeigt, dass die Debatte um tierische Produkte deutlich differenzierte geführt werden kann und muss.
Lagerfeld war ein großer Tierliebhaber und schrieb sogar ein Buch über seine geliebte Katze. Nichtsdestotrotz sah er in der Verwendung von tierischen Produkten in der Modeindustrie kein grundsätzliches Problem. Er setzte sich stets für nachhaltige Materialien ein und verlangte ein höchstes Maß an ethischen Kriterien bei der Verwendung von tierischen Produkten.
Gleichzeitig sah er aber auch die ökologischen Probleme mit künstlichen Produkten wie Fake Fur oder Kunstledern und wies darauf hin, dass Pelze und Häute nur ein Teil der Tierverwertung darstellen und solange Menschen Fleisch essen und Leder verwenden würden Pelze als Abfallprodukt sowieso entstehen. Dazu passt auch sein Kommentar zu genau diesem Thema „In einer Welt, die Fleisch isst und Lederschuhe trägt, ist eine Diskussion über Pelz kindisch.“
Er warf Gruppen wie PETA auch vor zu ignorieren, dass viele indigene Gruppen (besonders in Nordamerika) vom Pelz- und Häutehandel ökonomisch abhängig sind, Militanten Pelzgegnern ginge es nicht um die Menschen, die in diesen Gemeinden arbeiten, sondern stellen den Wert von Tieren über den von Menschen.
In westlichen Ländern verkaufte Modeprodukte enthalten lediglich tierische Produkte aus kontrollierter Produktion mit hohen Standards an die Tierhaltung. Wildpelze kommen meist von Tieren, die aufgrund von Artenkontrolle und Balance in der Tierwelt von Rangern oder Jägern erlegt werden mussten. Dadurch, dass deren Häute und Felle nicht weggeschmissen werden, sondern in der Modewirtschaft zum Einsatz kommen, lässt sich ein Teil der Kosten von Naturparks und Wildschutz finanzieren.
Verbraucher können ohne Probleme auf Kunstleder und andere Plastikprodukte zugreifen, für den Fall, dass sie tierische Produkte persönlich ablehnen. Anderen sollte aber die Wahlfreiheit gelassen werden, welche Mode und Stoffe sie tragen möchten. Anstelle tierische Produkte in der Mode schlichtweg zu dämonisieren, sollte es also vielmehr eine ausgewogene Debatte über die Vor- und Nachteile deren Verwendung geben. Lagerfeld hatte viele ausgewogene Argumente für die Beibehaltung tierischer Produkte.
Eines seiner legendären Zitate passt zu dieser Situation wahrscheinlich am besten “Ich finde es besser, wenn sich Leute im Grab umdrehen, als ewig zu ruhen.” Denn die Ignoranz und Pietätlosigkeit geht über den Tod von König Karl hinaus.
Originally published here