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Umweltaktivisten diskreditieren zunehmend unliebsame Wissenschaftler mit der Frage: „Wer finanziert Sie?“ Sie unterstellen, die Personen seien von der Wirtschaft gekauft. So werden Co-Finanzierungen kriminalisiert und dem Fortschritt Schaden zugefügt.

Dürren und Trockenheit führen bekanntermaßen zu Missernten. Da sich diese Wetterextreme häufen, setzt sich Landwirtschaftsministerin Klöckner für gentechnisch verändertes Saatgut ein. Es gibt aber auch Alternativen. 

Angenommen, ein Wissenschaftler würde Ihnen sagen, dass eine bestimmte mathematische Gleichung nachweislich korrekt ist. Die Gleichung könnte man auf jede erdenkliche Weise drehen und wenden, doch nichtsdestotrotz zum gleichen Resultat kommen.

Nehmen wir nun an, dieser Wissenschaftler hat in der Vergangenheit einmal auf einer von der Industrie finanzierten Konferenz gesprochen: Hotelzimmer und Anreise wurden von Unternehmen gezahlt, die an diesem Forschungsbereich ein ökonomisches Interesse haben. 

Für viele klingt das, besonders im heutigen Kontext, wie ein heikler Interessenkonflikt. Dessen ungeachtet kann kein Geld der Welt Fakten ändern. Eine Verzerrung der wissenschaftlichen Recherche kann nur dann stattfinden, wenn eine Gleichung nachweislich gefälscht wurde oder mit unklaren Daten gepfuscht wurde.

Die EFSA, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, muss sich derzeit mit Vorwürfen dieser Art beschäftigen. Eine europäische NGO namens Corporate Europe Observatory (CEO) verurteilt die Arbeitsgruppe, die die Sicherheit von sogenannten Gene Drives bewertet. 

Mithilfe dieser Gene Drives kann man dafür sorgen, dass sich eine gentechnische Veränderung, z.B. eine gentechnisch erzeugte Resistenz von Stechmücken gegen den Malariaerreger, in einer Population schnell ausbreitet. CEO behauptet, dass zwei Drittel der Arbeitsgruppe der Europäischen Behörde „finanzielle Verbindungen“ zu Industrie und Organisationen haben, die ein besonderes ökonomisches Interesse an der Gentechnik haben.

In einem detaillierten Brief reagierte die EFSA im Juni auf die Anschuldigungen. Die Agentur sah keinen einzigen Fall, in dem die beschriebenen „Verbindungen“ von Bedeutung waren, und nennt klare Beispiele.  

Im Falle Michael Bonsalls, Professor für Mathematische Biologie an der Oxford University, habe es keine „direkten finanziellen Verbindungen“ zum britischen Biotech-Unternehmen Oxitec gegeben, da es sich um Forschungsaktivitäten handelte, die von der University of Oxford und Oxitec mitfinanziert wurden. 

Im spezifischen Fall handelte es sich um öffentlich-privat finanzierte Forschungsprojekte durch ein Unternehmen und EU-Forschungsgelder, was den besagten Wissenschaftler weder zum Mitarbeiter des genannten Unternehmens, noch finanziell von diesem abhängig macht. Öffentlich-privat finanzierte Projekte sind üblich, da die Expertise von Unternehmen nötig ist, um essenzielle Ziele zu erreichen.

Der Schaden bleibt, trotz widerlegter Vorwürfe 

Doch egal, wie viele Widerlegungen die EU-Agentur für Lebensmittelsicherheit vorbringt, ein Großteil des Schadens ist bereits entstanden. Schlagzeilen mit der Aufschrift „Wissenschaftler im Bereich Lebensmittelsicherheit wird Korruption vorgeworfen“ sind alles, was diese Aktivisten, die Feinde der industriellen Landwirtschaft sind, brauchen. Damit wird das Vertrauen in die Wissenschaft unterminiert.

Doch auch Journalisten erleben diese neue Diffamierung, etwa die Französin Emmanuelle Ducros. Die Mitarbeiterin von „L’Opinion“ ist bekannt für ihre Kolumnen, in denen sie Innovationen gegen Anti-Gentechnik, Anti-Freihandels- oder Anti-Pestizidaktivisten verteidigt. 

Ducros ist enormen Shitstorms ausgesetzt, seit die linke französische Zeitung „Liberation“ über sie schrieb. Ducros hatte als Moderatorin auf Branchenkonferenzen der Agrarwirtschaft gearbeitet – die Reisekosten und Unterkunft bezahlte die Industrie. Auch hier tauchten Vorwürfe einer unethischen Praxis auf. Aber journalistische Integrität ist doch nicht mit einer Hotelübernachtung zu kaufen! 

Die in der Wissenschaftsforschung traditionelle Frage: „Was sind Ihre Beweise?“ wird zusehends ersetzt durch „Wer finanziert Sie?“ Damit wird jede wissenschaftliche Debatte diskreditiert, im schlimmsten Falle beendet. Die Folgen davon sind auf lange Sicht verheerend.

Bill Wirtz arbeitet als Policy Analyst für das Consumer Choice Center in Brüssel

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