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Das Verbot von Plastiktrinkhalmen, die Besteuerung von Plastiktüten oder das Phänomen des Verbots von Styropor in Großstädten: Ein Teil des politischen Spektrums ist besessen davon, die Welt komplett von Kunststoff zu befreien. Diese Maßnahmen werfen jedoch die Frage auf, ob sie ihre Ziele tatsächlich erreichen und welche unbeabsichtigten Folgen der anti-Plastik Wahn hat. Von unserem Gastautor Bill Wirtz

Mehr als 100 Städte in den USA haben die Verwendung von expandiertem Polystyrol (EPS) – allgemein bekannt als Styropor – stark eingeschränkt oder ganz verboten. Auf diesem Gebiet sind die Vereinigten Staaten Europa voraus (im negativen Sinne): In der neuen Plastikstrategie die von der Europäischen Kommission vorgeschlagen wird, ist ein Styropor-Verbot zwar nicht enthalten, doch der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments will die letzteres durch Zusatzartikel hinzufügen.

Dem Kunststoffprodukt wird vorgeworfen, dass es schlecht für die Umwelt sei und ein erhebliches Verschmutzungsproblem mit sich bringt. Obwohl EPS ein recycelbares Produkt ist, haben sich einige seiner Versionen als sehr schwierig zu recyceln erwiesen. Städte wie Seattle, Washington D.C., Portland, Minneapolis oder San Francisco haben jedoch allgemeine Verbote für EPS-Produkte erlassen, was sowohl für Produzenten, Einzelhändler als auch für Verbraucher Folgen hat.

US Studien ergaben, dass das Styroporverbot in New York die Kosten für Unternehmen erhöhen würde: Für jeden Dollar, der bisher für EPS-Container ausgegeben wird, müssen 1,94 Dollar für alternative Materialien ausgegeben werden.

Solche Preiserhöhungen wirken sich auf die Verbraucherpreise aus.Die gleichen Auswirkungen gelten für den Einzelhandel.

Basierend auf von Keybridge Research berechneten Multiplikatoren könnten die direkten und indirekten Auswirkungen des Verbots der EPS-Produktion in New York City 2.000 Arbeitsplätze und 400 Millionen Dollar an wirtschaftlicher Aktivität beseitigen.

In Kalifornien würde ein Verbot von EPS die Gesamtproduktion um schätzungsweise 1,4 Milliarden Dollar verringern und die jährlichen Verbraucherausgaben für Einwegprodukte um rund 376 Millionen Dollar erhöhen. Allzu oft werden die Lebensmittelverkäufer jetzt von den Städten ermutigt, von den Kunden “Take-away”-Gebühren zu verlangen, um den Transport von Lebensmitteln in Styroporbehältern zu verhindern.

Nun könnten einige Leute behaupten, dass sie sich nicht für die verlorenen Arbeitsplätze und die gestiegenen Verbraucherpreise interessieren, denn letztendlich werden diese Verbote gut für die Umwelt sein. Auch hier sind die Beweise nicht vorhanden. Wenn wir EPS mit Papierbechern vergleichen, stellen wir fest, dass Papier mehr Erdöl, mehr Dampf, mehr Strom, mehr Kühlwasser, mehr Abwasser und mehr Masse zur Deponierung verbraucht.

Die Recyclingmöglichkeiten von Styropor gibt es: Es wird zerkleinert, um als Deckendämmung wiederverwendet zu werden, oder es kann eingeschmolzen und zu Pellets verarbeitet werden, um härtere Kunststoffartikel wie Spielzeug oder Holzimitate herzustellen.

Die Diskussion ist bei Plastiktüten ist nicht besser

Im Januar kündigte die britische Regierung ihre Absicht an, ihre Plastiktüten-Steuer auf alle Geschäfte auszudehnen. Die Idee, den Einzelhandel vollständig von Einweg-Plastiktüten zu befreien, ist auf breiter Front beliebt und wird bereits an mehreren Orten in den Vereinigten Staaten umgesetzt.

Und doch finden wir bei genauerer Analyse Belege dafür, dass solche Beschränkungen tatsächlich die Wirtschaft belasten: 2011 veröffentlichte die britische Umweltbehörde eine Ökobilanz von Supermarkt-Tragetaschen. Ziel ist es, sowohl die Umweltauswirkungen der verschiedenen verwendeten Tragetaschen als auch deren Wiederverwendungspraxis zu ermitteln. Die Forscher untersuchten dann, wie oft ein Beutel wiederverwendet werden müsste, um die gleichen Umweltauswirkungen zu erzielen wie der herkömmliche HDPE-Beutel (High-Density Polyethylene), an den Menschen gewöhnt sind. Sie kommen zu folgendem Schluss:

„In runden Zahlen sind das: Papiertüte – 4 mal, LDPE-Tüte – 5 mal, PP-Vliestüte – 14 mal und die Baumwolltüte – 173 mal.“

Der Bericht verwendete zwei australische Studien, in denen die folgende Lebenserwartung für die zuvor genannten Tragetaschen angegeben ist: Papiertüten (Kraftpapier) wurden als Einmalartikel befunden, LDPE (Polyethylen niedriger Dichte) zwischen 10 und 12 Mal, während Vliesstofftaschen aus PP (Polypropylen) nicht enthalten waren (nur gewebte HDPE-Taschen hatten ihre Lebenserwartung eingeschlossen), und Baumwolltaschen hatten durchschnittlich 52 Wiederverwendungen.

Diese Ergebnisse mögen eine Annäherung sein, aber selbst wenn wir die Öffentlichkeit informieren und die Wiederverwendung alternativer Tragetaschen verdoppeln würden, dann würden Papier- und Baumwolltaschen nicht einmal zu einem “break even” kommen.

Anstatt Produzenten und Verbrauchern unnötige Belastungen aufzuerlegen, sollte die EU einen pragmatischen, weniger reaktionären Ansatz in Betracht ziehen. So würde beispielsweise die Verbesserung der Recyclinginfrastruktur in Europa und damit die Erhöhung der Menge an Kunststoffabfällen, die recycelt und nicht verunreinigt werden, die Umweltauswirkungen viel stärker verringern, was die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen radikal reduzieren würde.

Anstatt am eigentlichen Problem mit einem Verbot vorbei zu schießen, sollten wir nach langfristigen, praktischen Lösungen suchen, die Verbraucher und Unternehmer nicht gefährden.

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