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Das Europäische

Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat den richtigen Riecher und steht beim Thema Genschere auf der Seite der Wissenschaft. Zu Recht.

Im Jahr 2012 haben Prof. Dr. Thorsten Stafforst und sein Team an der Universität Tübingen entdeckt, dass man durch die Verknüpfung von Enzymen mit manipulierten RNA-Strängen Gene verändern kann. Neben Ribonukleinsäure (RNA) kommen inzwischen auch andere Methoden im Bereich Gen-Editing zur Anwendung, am bekanntesten ist wahrscheinlich die Genschere CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats). Für die Einen bloßen Zungenbrecher, für Andere ein lebenswichtiger Durchbruch in Medizin und Landwirtschaft.

Aus medizinischer Sicht ist Gen-Editing ein Versuch im Kampf gegen Krebskrankheiten. Zum Beispiel haben Wissenschaftler in den USA zwei innovative Ansätze miteinander vermischt: CRISPR, bei dem DNA umgeschrieben WIRD, sowie die T-Zelltherapie, bei der dendritischen Zellen (die sogenannten „Wächterzellen“) des Immunsystems zur Zerstörung von Tumoren eingesetzt Werden. Drei Patienten veranlasst im vergangenen Jahr CRISPR-veränderte Versionen ihrer eigenen Zellen. Geheilt werden konnten die Patienten leider nicht mehr, doch die Recherche ist Gold wert. Es zeigte sich vor allem, dass CRISPR sicher als Behandlung eingesetzt werden kann. Im Jahr 2017 konnten zwei Kleinkinder (11 und 18 Monate alt) in den Vereinigten Staaten mit moderner Zelltherapie erfolgreich sein behandelt werden.

Ein ähnlicher Versuch ist Gen-Editing in der Landwirtschaft. An der Universität Wageningen in den Niederlanden haben Forscher letztes Jahr glutenfreies Weizen herstellen can, Indem sie mit CRISPR die für Gluten verantwortlichen Gene entfernten. Für Millionen Europäer, die an Zöliakie verspricht, ist dies eine vielversprechende Nachricht.

In Belgien wurden unterdessen Pilzresistent Bananen geschaffen, doch nach einer Entscheidung des EU-Gerichtshofes in Luxemburg (EUGH) verlor das Projekt seine Finanzierung. Der EUGH hatte 2018 beschlossen, dass Gen-Editing unter die Definition von Genetisch Veränderten Organismen (GVO) fällt und daher durch die GVO-Direktive aus dem Jahr 2001 de facto verboten ist. Diese Entscheidung wurde daher konsequent kritisiert. Studenten der Universität Wageningen haben derweilen eine EU-Bürgerinitiative gegründet um die Gesetzgebung zu ändern, doch bei solchen wissenschaftlichen Themen und wenig Medieninteresse Werden wahrscheinlich am Ende die nötigen Unterschriften fehlen und das Quorum nicht erreicht.

Aus dem deutschsprachigen Raum kommen positive Änderungsvorschläge und Beiträge. Die EU-Bürgerinitiative wurde selbst unter anderem von einer Österreicherin und einer Deutschen gestartet.

Bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist es der Österreicher Dr passieren kann, während „Risiko“ quantifiziert wird, wie wahrscheinlich es ist, dass etwas Negatives passiert. So ist beispielsweise Wasser an sich harmlos, doch wer zu viel davon trinkt, kann unter negativen Folgen leiden. Sonnenstrahlen sind ebenso harmlos, doch wer sich nicht richtig davor schützt, auch in ungesundem Maße konsumiert, der kann sich verbrennen. Die Aussage, dass die Sonne an sich krebserregend sei, wäre aber bizarr.

Dies ist in der Diskussion rund um die Lebensmittelsicherheit wichtig, da das sogenannte Vorsorgeprinzip in der Europäischen Union herrscht. Gegner des Gen-Editings behaupten, dass dieses Prinzip greifen muss, da es eine Gefahr gibt, also das Potenzial, dass etwas Negatives eintrifft. In Wahrheit geht es darum, in der Praxis herauszufinden, wie wahrscheinlich es ist, dass es eintrifft, und dann im Einzelfall entscheiden. Würde man das Vorsorgeprinzip zum Beispiel konsequent bei Wasser und Sonne anwenden, müssten diese beiden lebenswichtigen Baustoffe verboten werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ist offen gegenüber Gen-Redaktion in der Landwirtschaft. „Die klassische grüne Gentechnik mit CRISPR/Cas in einen Topf zu werfen, halte ich für sachlich falsch sagte“, Klöckner der Nachrichtenagentur Reuters. Bei der Grünen Woche in Berlin gibt es warme Worte für CRISPR von der CDU-Ministerin. Landwirte sollten Zugang zu fortschrittlichen Methoden bekommen. Beim „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA) im Januar in der Hauptstadt, stellt sich Vertreter des Bundeslandwirtschaftsministeriums offen hinter die neue Gentechnik, während Vertreter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) auf „Agroökologie“ und back-to -Grundlagen Landwirtschaft setzen. Die SPD ist unterdessen von Gen-Editing wenig überzeugt und meinte 2018, dass Klöckner das EUGH-Urteil einfach akzeptieren solle.

Zu Recht hat die Ministerin dies bisher nicht gemacht, denn das EUGH-Urteil ist an sich keine Abrechnung mit dieser Technik. Die 2001 GVO-Direktive ist veraltet, und genau in ihrer Definition von genetischer Veränderung (Mutagenese) sogar Prozesse sterben in der Natur stattfinden, und nicht menschgemacht sind. Der EUGH in Luxemburg hat nach diesen Definitionen gehandelt, und nicht nach dem Vorsorgeprinzip. Existierende Gen-Editing-Fortschritte sind wichtig für Medizin und Landwirtschaft und benötigen politische Unterstützung.

Ursprünglich veröffentlicht hier.


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