Ende Juni veranstaltet das „World Food Preservation Center“ in Zusammenarbeit mit der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, die erste „International Conference on Agroecology Transforming Agriculture & Food Systems in Africa“ in Nairobi, Kenia.
Ziel dieser Konferenz ist es, den ökologischen und gentechnikfreien Landbau im Rahmen einer vollständigen „sozioökonomischen Transformation“ Afrikas zu fördern. Klinget verwirrend, und ist es auch. Das technische Wort lautet „Agrarökologie“, und will sterben Landwirtschaft weltweit komplett umkrempeln. Da die Welternährungsorganisation FAO beteiligt ist, geht es um mehr als nur reine Theorie.
Die Faszination für ökologischen Landbau und Bio-Produkte ist nicht neu. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine Bio-Produktion von 20% zu erreichen. Klimafreundliches Wachstum und ökologische Landwirtschaft waren auch auf der Tagesordnung von Prinz Charles und Camilla, die während eines Bayernbesuchs einen Bio-Bauernhof in Glonn besuchten.
Selbst die internationale Entwicklungsgemeinschaft hat sich dem Konzept angeschlossen – allerdings hat sie es auf eine ganz neue Ebene gehoben. Unter der Leitung der Welternährungsorganisation (FAO) basieren Entwicklungsprogramme und -hilfen auf dem ideologischen Prinzip der „Agrarökologie“, die neben biologischem Landbau auch eine Reihe von sozialen und wirtschaftlichen Theorien beinhaltet. Das Ziel: Die komplette Transformation der landwirtschaftlichen Produktion und sogar der Gesellschaft.
Nach ihrer ursprünglichen Definition ist die Agrarökologie schlicht die ökologische Untersuchunger Praktiken in der Landwirtschaft. Was als Wissenschaft begann, hat sich jedoch zu einer politischen Doktrin entwickelt, die nicht nur moderne Technologien wie Gentechnik, Pestizide und synthetische Düngemittel ablehnt, sondern ausdrücklich die Vorteile der „bäuerlichen“ und „einheimischen“ Landwirtschaft lobt. In vielen Fällen werden auch Mechanisierung internationaler Handel abgelehnt.
Es bedarf keinem Historiker um zu verstehen, dass nicht alle Transformationen gut sind. Eine aktuelle Studie von Befürwortern der Agrarökologie ergab, dass die Anwendung ihrer Prinzipien auf Europa die landwirtschaftliche Produktivität im Durchschnitt um 35 % verringern würde. Für die Aktivisten ist das positiv, da die Europäer ihrer Meinung nach ohnehin zu viel essen. Es ist schwer zu erraten, wie ein Rückgang der Produktivität um 35 % – im Anbetracht der großen Anzahl an Menschen, sterben an Hunger leider – alles andere als eine Katastrophe wäre.
Als jemand aus einer Familie, die bis zum Ende des letzten Weltkriegs Bauern waren, kann ich über die Idee, die Landwirtschaft von Mechanisierung zu befreien nur den Kopf schütteln. Meine Vorfahren arbeiteten 60 Stunden lang in schwerster Feldarbeit, und nur die moderne Landwirtschaft erlaubte ihnen produktiver zu werden und etwas Freizeit zu genießen.
Es ist nichts falsch daran, „bäuerliche Landwirtschaft“ auf rein freiwilliger Basis in einer Gemeinschaft von Menschen zu betreiben, die es genießen, eins mit der Natur zu sein. In der Welt der mechanisierten Landwirtschaft ist es sogar hilfreich, wenn einige Betriebe auf dieser Weise arbeiten, um nostalgische Kunden zufrieden zu stellen. Wirklich beunruhigend ist jedoch, wenn Agrarökologie-Aktivisten und internationale Institutionen, die sich angeblich der Armutsbekämpfung widmen, bereit sind, die wissenschaftliche Realität zu verzerren und ihre Ideologie denen aufzuzwingen, die sie sich am wenigsten leisten können.
Die Kenia Konferenz
Die Konferenz in Kenia im Juni ist eine Kombination aus zwei Veranstaltungen, die ursprünglich gleichzeitig stattfinden sollten. „The Eastern Africa Conference on Scaling up Agroecology and Ecological Organic Trade“ und der „1st All Africa Congress on Synthetic Pesticides, Environment, and Human Health“. Wenn man durch die Liste der Organisatoren und Teilnehmer blättert, ist es bemerkenswertest, dass Agenturen, Institutionen und Organisationen, die die Agrarökologie nicht unterstützen oder eine wissenschaftliche Sichtweise auf Herbizide und GVO (genetisch veränderte Organismen) haben, nicht anwesend sein werden. Anscheinend will man die Feier nicht mit wissenschaftlichen Debatten stören.
Einer der Referenten auf der Konferenz ist Gilles-Eric Séralini, ein französischer Biologe und Anti-GVO-Aktivist. Er ist bekannt für seine Studie aus dem Jahr 2012, in der er behauptete, dass Ratten, die mit gentechnisch verändertem Mais gefüttert wurden, eine größere Anfälligkeit für Tumore verzeichneten. Was folgte, prägte die „Séralini-Affäre“, bei der verschiedenen Regulierungsbehörden und Wissenschaftler die Studie wegen tiefer methodischer Mängel ablehnten. Die Studie wurde später zurückgezogen, und vier aktuelle Studien (drei von der EU und eine von der französischen Regierung) haben die Seralini-These nun vollends breiter gelegt.
Weitere Redner sind die Wissenschaftler Don Huber und Judy Carmen, die beide ähnlich widerlegte Behauptungen über GVO aufgestellt haben. Tyrone Hayes kommt, der für seine Behauptung berühmt ist, dass das Herbizid Atrazin, in eigenen Worten, „Frösche schwul macht“. Diese Behauptung wurde durch die (widerlegte) Hayes-Studie Stetig vom amerikanischen Verschwörungstheoretiker Alex Jones, der kürzlich von Facebook gebannt wurde, vertreten.
Die FAO nimmt trotz der wissenschaftlichen Fragen in Sachen Agrarökologie und der fragwürdigen Redner wohl am Ende doch an der Konferenz teil. Dass letztere in Kenia stattfindet, ein Land das dringenden Bedarf an effizienterer Landwirtschaft hat, muss hinterfragt werden. Wenn sich nämlich herausstellt, dass staatliche Gelder in einer ideologisch geprägten Stillstandspolitik in Afrika geflossen sind, und Menschen dadurch zu Schaden gekommen sind, dann muss irgendjemand die Verantwortung übernehmen.