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Was in Deutschland seltsam anmutet, stößt in den USA auf verstärkte Resonanz bei zahlreichen Start-ups, Ingenieuren und Doktoranden, die für den Umweltschutz auf Kernenergie setzen.

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 ist Deutschland relativ schnell aus der Kernenergie ausgestiegen. Während 2020 noch sechs Kernkraftwerke ans Netz gehen, werden sie spätestens 2022 abgeschaltet.

Könnte die Kernenergie auch etwas Positives für den Umweltschutz sein? In Deutschland scheint das schwer vorstellbar. Ein wesentlicher Nachteil dieses Stroms ist die zu lange Lagerzeit für radioaktive Abfälle. Wenn Ihnen die Umwelt am Herzen liegt, müssen Sie anscheinend gleichzeitig erneuerbare Energien fördern, die Atomkraft abschaffen und ignorieren, dass Sie dadurch noch abhängiger von Kohleenergie werden. 

Und diese Abhängigkeit hat ihren Preis – für die Umwelt in Deutschland und Europa. Etwa 80% der noch aktiven Kohlekraftwerke in Deutschland verstoßen gegen EU-Richtlinien zur Begrenzung der Schadstoffemissionen von Stickoxiden, Quecksilber und Rußpartikeln.

Die ausgestoßenen Schadstoffe schaden nicht nur Deutschland: Aufgrund der hohen Anzahl bestehender Kohlekraftwerke ist Deutschland einer der größten Luftverschmutzer in der Europäischen Union.

Nach dem Atomausstieg soll nun der Kohleausstieg bis 2038 vollzogen werden. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Es wird gewettet, dass erneuerbare Energien das Energieversorgungsvakuum nach dem Kohleausstieg füllen werden. Befeuerte Kraftwerke werden abgeschaltet.

Über einen so weitreichenden Zeitraum lässt sich nicht immer besonders gut planen. Und bisher ist Deutschland noch klar auf den Betrieb von Kohlekraftwerken angewiesen.

Statt darauf zu setzen, dass die Erneuerbaren das Vakuum bis 2038 vollständig füllen, oder statt weiterhin auf Kohle samt der damit verbundenen Luftverschmutzung zu setzen, gibt es noch eine Alternative: Kraftwerke, die auf Kernenergie setzen und damit besonders wenig CO2 ausstoßen und andere Schadstoffe.

Was in Deutschland seltsam anmutet, stößt in den USA auf verstärkte Resonanz bei zahlreichen Start-ups, Ingenieuren und Doktoranden, die für den Umweltschutz auf Kernenergie setzen.

Technologische Innovation für den Umweltschutz: das Beispiel TerraPower

Ein Beispiel ist das TerraPower-Projekt, das in den letzten Monaten durch die Unterstützung von Bill Gates besonders bekannt geworden ist. TerraPower versucht mit einem neuartigen Kernkraftwerkskonzept ein von Kernkraftkritikern oft genanntes Problem zu lösen: Atommüll.

Auf den ersten Blick erscheint diese Kritik plausibel. Lohnt es sich, auf eine relativ saubere Energieform wie Atomkraft zu setzen, wenn wir dafür mit radioaktivem Abfall leben müssen – ohne zu wissen, wann und auf welche Weise wir ihn loswerden?

Die sogenannten Laufwellen- und Flüssigsalzreaktoren, auf die TerraPower setzt, lösen dieses Problem exquisit. Im Gegensatz zu normalen Kernreaktoren reichern sie abgereichertes Uran an, wodurch die resultierenden Lagerbestände an Atommüll erheblich reduziert werden. Dieses abgereicherte Uran findet sich bereits in den Inventaren des vorhandenen Atommülls – es wird nur nicht produktiv genutzt.

TerraPower schätzt allein in den USA 700.000 Tonnen angereichertes Uran – nur 8 Tonnen dieses scheinbaren „Abfalls“ könnten jährlich 2,5 Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Weltweit könnte der gesamte bereits vorhandene Atommüll genutzt werden, um 80 Prozent der Weltbevölkerung über ein Jahrtausend lang mit Energie zu versorgen. Und diese Versorgung würde auf dem Niveau eines durchschnittlichen US-Amerikaners stattfinden.

Insofern löst TerraPower auf unglaublich kreative Weise eines der Hauptprobleme der Kernenergie: Es geht nicht nur darum, beim Bau neuer Reaktoren relativ wenig Atommüll zu produzieren. Stattdessen dient der vorhandene Atommüll als eine Art Brennstoff – also wird er produktiv genutzt, und man reduziert gleichzeitig den Müll nach und nach.

Dass die Ressource Atommüll irgendwann zur Neige geht, erscheint ebenfalls unwahrscheinlich, wenn man sich das Ergebnis obiger Rechnung ansieht.

TerraPower dient hier als Beispiel, um einen Punkt zu betonen: Wie andere technologische Ansätze kann auch die Kernenergie kontinuierlich verbessert werden. Kritiker der Atomkraft verweisen oft auf bestehende, zum Teil veraltete Reaktoren. Dabei ignorieren sie, dass Probleme wie Atommüll in neuartigen Bauweisen gelöst werden können. Man sollte nicht den vorschnellen Fehler begehen, auf eine saubere und billige Energieform ganz zu verzichten. Stattdessen auf Kohleenergie zu setzen, ist nicht im Interesse der Umwelt. Darauf zu wetten, dass das Vakuum nach Atom- und Kohleausstieg ausschließlich durch erneuerbare Energien gefüllt werden kann, ist eine riskante Wette.

Ursprünglich veröffentlicht hier.

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