Es ist für uns nichts Neues, unsere Probleme vor Gericht zu regeln. In einer freien Gesellschaft ist dies sogar eine zentrale Aufgabe der Bürger.
Vor diesem neutralen Gericht, das aus angesehenen Richtern und manchmal auch Geschworenen besteht, können Menschen, die der Meinung sind, dass ihnen Unrecht geschehen ist, ihre Ansprüche geltend machen und in der Hoffnung auf einen positiven Ausgang und eine Einigung ihren Fall vortragen, sei es im Namen einer Gruppe von Klägern oder nur in ihrem eigenen Namen.
In Australien bilden diese Grundsätze die Grundlage für ein faires Vorgehen.
In Ländern wie Australien und den USA ist die explosionsartige Zunahme von Sammelklagen und Prozessfinanzierungen jedoch immer häufiger zu beobachten. Sie mündete in fragwürdigen Finanzierungsvereinbarungen für Verfahren gegen Unternehmen und Einzelpersonen, an denen skrupellose ausländische Akteure beteiligt sein können.
Bei dieser neuen Praxis der Prozessfinanzierung durch Dritte handelt es sich um einen von innovativen amerikanischen Investoren beeinflussten Ansatz. Dabei handelt es sich um Außenstehende, die nicht direkt in die Prozesse verwickelt sind – ob Hedgefonds, Risikokapitalgeber oder Banker –, die Gelder bereitstellen und dafür einen Anteil am „Gewinn“ erhalten.
Kläger, die eine Klage einreichen möchten, wenden sich an diese Prozessfinanzierer, um die Anwälte in langwierigen und teuren Verfahren zu bezahlen, und verzichten im Austausch für die Finanzierung auf Teile der Vergleichssumme.
Zwar kann man den neuartigen Aspekt dieser Finanzierung durchaus loben, doch sollten wir uns auch darüber im Klaren sein, dass das bestehende Gesetz keine Offenlegung dieser Vereinbarungen gegenüber Gerichten und Richtern vorschreibt.
Wenn ausländische Mächte versuchen, Patente und geistiges Eigentum durch Gerichtsverfahren zu enteignen – wie wir es im Ausland immer häufiger beobachten –, wer sagt dann, dass dies in Australien nicht auch passieren könnte?
Das chinesische Unternehmen Purplevine IP hat mehrere Patentklagen gegen Samsung und seine US-amerikanischen Tochtergesellschaften finanziert, in der Hoffnung, einige der in Bluetooth-Ohrhörern verbauten proprietären Technologien aufzudecken.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass russische Oligarchen – mit engen Verbindungen zu Wladimir Putin – Millionen in Prozessfonds parken, um den Ukraine-Sanktionen zu entgehen.
Es stimmt, dass Australiens Prozessfinanzierungsbranche mit einem Volumen von 14 Billionen TP200 Millionen im Vergleich zu der Branche in den USA mit einem Volumen von fast 13,5 Milliarden TP4 Billionen TP200 Millionen in den Schatten gestellt wird. Gleichzeitig ist Australien aber jetzt gemessen an der Pro-Kopf-Zahl die Welthauptstadt der Sammelklagen, und mindestens ein Dutzend der 20 größten Unternehmen des Landes sind derzeit in Sammelklagen verwickelt.
Letzte Woche analysierte der Daily Telegraph zwei aktuelle Vergleiche in Sammelklagen: einen Vergleich über $47m gegen ANZ und einen Vergleich über $29m gegen Westpac.
Diese Zahlen sehen zwar auf den ersten Blick gut aus, doch würden alle anspruchsberechtigten Opfer lediglich $317 bzw. $321 Entschädigungssumme erhalten, während Anwälte und Investoren mit Millionen davonkommen.
Diese Fälle deuten darauf hin, dass sich ein System von Rechtsfällen systematisch als sehr vorteilhaft für bestimmte Anwaltsfirmen und ausgewählte Prozessfinanzierer erweist, ohne dass dabei echte Transparenz darüber herrscht, wer die Fälle finanziert und welche Summen sie durch Vergleiche erzielen.
Bevor die Regierung von Albanese die Regeln im Jahr 2022 änderte, unterlagen Prozessfinanzierer einer strengen Regulierungsaufsicht, einschließlich der Anforderung, eine australische Finanzdienstleistungslizenz (AFSL) zu besitzen. Auch die ASIC überwachte ihre Aktivitäten kritisch. Durch die Aufhebung der Regeln hat sich das Problem nur noch verschärft.
Rest und Hesta – zwei der größten Pensionsfonds Australiens mit einem
zusammen drei Millionen Mitglieder – halten Aktien im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar an Omni Bridgeway, Australiens größtem Prozessfinanzierer. Gleichzeitig finanziert Omni Bridgeway Sammelklagen gegen mindestens sechs australische Unternehmen, in die Rest und Hesta investiert sind.
Mit anderen Worten: Die australischen Arbeitnehmer finanzieren einen umfassenden Angriff auf ihre eigenen Altersvorsorgeersparnisse.
Und es steht noch mehr Ärger bevor: Ausländische Sammelklagefirmen kommen nach Australien. Unter ihnen ist auch die britische Firma Pogust Goodhead, die mit einem Milliardenkredit eines amerikanischen Hedgefonds ausgestattet im Laufe des nächsten Jahres zehn Klagen gegen australische Firmen einreichen will.
In den USA haben sich Politiker für die vernünftige Idee eingesetzt, dass die Prozessfinanzierer in wichtigen Fällen den Gerichten offengelegt werden sollten. Der kalifornische Kongressabgeordnete Darrell Issa hat sich mit Demokraten und Republikanern zusammengeschlossen, um den Litigation Transparency Act einzubringen, der die Offenlegung der von Dritten bereitgestellten Finanzierung in Zivilprozessen erzwingen soll.
Es ist höchste Zeit, dass die australischen Politiker dasselbe tun. Derzeit gibt es in Australien keine Gesetze, die Prozessfinanzierer dazu verpflichten, die eigentliche Quelle ihrer Finanzierung offenzulegen.
Dabei geht es nicht nur um die Verbraucher in Australien, sondern um die künftige Legitimität des gesamten Justizsystems im ganzen Land und um die Versuche ausländischer Mächte, es auszunutzen.
Yaël Ossowski ist stellvertretende Direktorin der globalen Verbraucherschutzgruppe Consumer Choice Center.
Dieser Artikel wurde im Daily Telegraph in Australien veröffentlicht (PDF-Kopie hier).