Tag: 29. Januar 2025

Wie EU-Gelder den Wettbewerb und das Unternehmertum in Ungarn zerstören

Ungarns Wirtschaft steht an einem Scheideweg. Das aktuelle System des Günstlingskapitalismus hemmt Innovationen, entmutigt Unternehmertum und vertreibt genau die Menschen, die eine bessere Zukunft aufbauen könnten.

An einem geschäftigen Samstagabend kurz vor Weihnachten könnte man erwarten, dass die Restaurants in der Innenstadt voller lebhafter Gespräche und klirrender Gläser sind. Doch da war es: ein ideal gelegenes Lokal, unheimlich leer. Als ich diese Merkwürdigkeit einem Freund erzählte, der selbst ein Restaurant besitzt, war seine Bemerkung bissig: „Wenn ich so viel aus EU-Zuschüssen bekommen hätte, würde mich das auch an den Kunden stören.“

Diese einfache Beobachtung spricht Bände über die Lage der ungarischen Wirtschaft. EU-Gelder, die eigentlich Wachstum und Entwicklung fördern sollen, haben stattdessen ein System geschaffen, das Verbindungen statt Innovation, Subventionen statt Service und Zuschussanträge statt Kundenzufriedenheit belohnt. Ungarns Wirtschaft ist derart verzerrt, dass der Wettbewerb um Kunden dem Wettbewerb um EU-Gelder untergeordnet ist, die inzwischen ebenfalls knapp werden.

Diese Verzerrung geht weit über ein einzelnes leeres Restaurant hinaus. Sie ist sinnbildlich für ein System, das Unternehmertum erstickt, fairen Wettbewerb untergräbt und Ungarns talentierteste Innovatoren aus dem Land vertreibt.

Ein System für politisch Vernetzte

Die Verteilung der EU-Zuschüsse in Ungarn ist alles andere als transparent. Anstatt Innovation und wirtschaftliche Entwicklung zu fördern, hat die Regierung diese Mittel verwendet, um eine neue Wirtschaftselite aufzubauen – eine Kaste politisch vernetzter Geschäftsleute, die oft als „NER-Elite“ bezeichnet wird, nach Fidesz‘ Nationalem Kooperationssystem (Nemzeti Együttműködés Rendszere). In Wirklichkeit sind es die Mitglieder dieser regierungsnahen, korrupten Elite, die von den EU-Mitteln profitieren, da die Orban-Regierung die Mittel verwendet hat, um sie an ihre Oligarchen und politischen Klienten umzuverteilen.

Diese Unternehmen, die oft im Besitz oder unter der Kontrolle enger Verbündeter der Regierungspartei stehen, erhalten Zuschüsse nicht aufgrund ihres Marktpotenzials oder ihrer innovativen Ideen, sondern aufgrund ihrer Loyalität zum Regime. Ihr Erfolg wird nicht daran gemessen, wie viele Kunden sie anlocken oder wie viel Wert sie schaffen, sondern an ihrer Fähigkeit, Subventionen zu erhalten.

Das Ergebnis ist ein Geschäftsumfeld, in dem Beziehungen wichtiger sind als Kompetenz und Vetternwirtschaft echtes Unternehmertum verdrängt. Diese politisch unterstützten Unternehmen operieren ohne große Rücksicht auf Marktkräfte und verursachen Verzerrungen, die sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken.

Der Tod des echten Wettbewerbs

Das leere Restaurant ist eine perfekte Metapher für die allgemeine wirtschaftliche Realität in Ungarn. Wenn EU-Zuschüsse auf der Grundlage politischer Günstlingswirtschaft verteilt werden, zerstören sie die natürliche Dynamik des Wettbewerbs. Unternehmen, die mit Zuschüssen überschüttet sind, können sich erstklassige Standorte, aufwändige Marketingkampagnen und überhöhte Gehälter leisten, ohne dafür Kunden anziehen oder Qualität liefern zu müssen.

Echte Unternehmer – diejenigen, die ihr Geschäft auf Kreativität, harte Arbeit und Kundenzufriedenheit aufbauen – können dagegen nicht konkurrieren. Ihre Konkurrenten haben einen unfairen Vorteil: Subventionen isolieren sie von genau den Marktkräften, die eigentlich Innovation und Spitzenleistung vorantreiben sollten.

Anstatt ein lebendiges unternehmerisches Ökosystem zu fördern, ist Ungarns Wirtschaft zu einem Schlachtfeld geworden, auf dem die Unternehmen nicht um Kunden, sondern um EU-Zuschüsse konkurrieren. Der Erfolg hängt von den besten Fördermittelantragstellern oder den stärksten politischen Verbindungen ab, nicht von den besten Produkten oder Dienstleistungen.

Warum sollte man seine Speisekarte perfektionieren oder sein Personal schulen, wenn der finanzielle Erfolg bereits durch eine Subvention garantiert ist? Diese Denkweise ist in alle Winkel der Wirtschaft eingedrungen und untergräbt den Unternehmergeist, der das Rückgrat des Wachstums des Landes bilden sollte.

Der Exodus der Unternehmer

Für viele ungarische Unternehmer ist das System nicht nur unfair, sondern hoffnungslos. Angesichts des manipulierten Spiels entscheiden sie sich für eine Entscheidung mit den Füßen und verlassen Ungarn, um im Ausland nach faireren Möglichkeiten zu suchen. Über 800.000 Ungarn sind im letzten Jahrzehnt ausgewandert, darunter einige der talentiertesten Geschäftsleute und Innovatoren des Landes.

Diese Menschen streben nicht einfach nach höheren Löhnen oder besseren Lebensbedingungen. Sie suchen ein Umfeld, in dem ihr Erfolg von ihren Ideen, ihrem Einsatz und der Marktnachfrage abhängt – und nicht von ihrer Fähigkeit, sich in einem korrupten und politisch kontrollierten System zurechtzufinden.

Der Verlust dieser Unternehmer ist ein verheerender Schlag für die ungarische Wirtschaft. Innovationen versiegen, Unternehmen schließen und das Land ist zunehmend auf externe Finanzierung angewiesen, statt auf interne Dynamik.

Ein verzerrter Arbeitsmarkt

Die durch EU-Zuschüsse verursachten Verzerrungen wirken sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Subventionierte Unternehmen können es sich leisten, überhöhte Gehälter zu zahlen oder mehr Arbeitnehmer einzustellen, als sie benötigen. Damit ziehen sie den echten Unternehmern, die diese künstlichen Löhne nicht aufbringen können, Talente ab.

Dadurch entsteht ein Arbeitsmarkt, auf dem die lukrativsten Jobs nicht in den innovativsten oder produktivsten Unternehmen zu finden sind, sondern in Unternehmen mit politischen Verbindungen. Mitarbeiter werden oft nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten oder Erfahrungen eingestellt, sondern aufgrund ihrer Loyalität gegenüber dem System, das diese Unternehmen über Wasser hält. Dieser Status quo unterdrückt die Leistungsgesellschaft und hält Arbeitnehmer davon ab, Karrieren in wirklich innovativen Bereichen anzustreben.

Der Weg nach vorn

Ungarns Wirtschaft steht an einem Scheideweg. Das derzeitige System des Günstlingskapitalismus, das durch EU-Gelder gefördert wird, ist nicht nachhaltig. Es erstickt Innovationen, entmutigt Unternehmertum und vertreibt genau die Menschen, die eine bessere Zukunft aufbauen könnten.

Um diesen Trend umzukehren, sind mehrere grundlegende Änderungen erforderlich. Zu den wichtigsten Elementen gehören Transparenz und Rechenschaftspflicht. Das bedeutet, dass EU-Gelder nach klaren, fairen Kriterien verteilt werden müssen, die Innovation und öffentlichen Nutzen belohnen, nicht politische Loyalität. Dasselbe gilt für den Zugang. Kleine Unternehmen und Startups müssen Zugang zu Finanzierungen und Ressourcen haben, ohne politische Verbindungen haben zu müssen. Dies ist jedoch nicht möglich, wenn die Regierung alle bestehenden Kanäle kontrolliert. Sie muss dezentralisiert werden, um die Kontrolle der Regierung über die Zuschussverteilung zu verringern, was dazu beitragen kann, Vetternwirtschaft und Günstlingswirtschaft zu beseitigen.

Damit Ungarn florieren kann, muss seine Wirtschaft auf der Kreativität, der harten Arbeit und der Belastbarkeit der Menschen aufbauen – und nicht auf Subventionen und politischen Gefälligkeiten. Die Fabel vom leeren Restaurant dient als eindringliche Warnung: Wenn Unternehmen aufhören, um Verbraucher zu konkurrieren, und anfangen, um Subventionen zu konkurrieren, bricht das gesamte System zusammen.

Ungarns wahres Potenzial liegt nicht in seinen Subventionen, sondern in seinen Menschen. Die Frage ist, ob das Land dieses Potenzial nutzen wird – oder den Weg der Stagnation und des Niedergangs weiter beschreitet.

Ursprünglich veröffentlicht hier

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